Anna-Flavia Barbier
«Das über die Augen aufgenommene Bild bewegt die Lebensgeister»
René Descartes
Anna-Flavia Barbiers Interesse folgt dem prozesshaften, teilweise auch konzeptuellen Arbeiten zum Thema «Pathologie der Oberfläche». Wie der Betrachter den Werken entnehmen kann, zeigt uns die Künstlerin den Verlauf ihres Arbeitsprozesses in einem schlichten, minimalistischen Sinn auf: Das silbrige Leder wird subtil manipuliert und die ursprüngliche Tierhaut kommt teilweise wieder zum Vorschein.
Diese Strategie knüpft inhaltlich zwar an das Erbe des Dekonstruktivismus an, könnte aber aus zeitgenössischer Perspektive auch im Sinne einer Forschungsarbeit: «die Suche nach dem Authentischen» beschrieben werden.
Die verschiedenen Arten der subtraktiven Bearbeitung des Untergrunds setzt Anna-Flavia Barbier immer wieder ein, um Bildraum zu erzeugen. Wie bei einem Spiegel gehen die Bildebenen ineinander über, verschwimmen gänzlich zu einer Fläche – zu «gemachtem Schein».
Mit viel Subtilität sprechen Barbier’s Lederbilder zum Betrachter und eröffnen Letzterem Oberflächen für Assoziationen, in welchen sich jede/r kontemplativ verlieren kann. Das Licht und der jeweilige Betrachtungswinkel evozieren unkonstante Momente der Wahrnehmung. Spiegelnd lässt sich das Bild nicht fassen – durch die Reflexion des Lichts werden Zeit und Ort unwichtig.